Hauptübung der Gesamtfeuerwehr
Autor: Markus Weiss 14.10.2006
Erstmals ganzen Straßenzug evakuiert
Waldbrandübung „Heißer Herbst“: 250 Helfer retten im Tiefenbronner Wald eine Schulklasse – Szenario wie im Fernsehen

TIEFENBRONN. „Nach solch einer Katastrophenschutzübung gehe ich beruhigter nach Hause“, sagte Tiefenbronns Bürgermeister Friedrich Karl Sämann – die bisher spektakulärste Herbstübung von Feuerwehren aus Tiefenbronn und Neuhausen, DRK Mühlhausen, der 3. Einsatzeinheit des Enzkreises mit über 250 ehrenamtlichen Rettern und der Beamten von Polizei und Kreisforstamt verlief erfolgreich.„Heißer Herbst“, so hatte Gesamtkommandant Michael Schoch das in wochenlanger Vorbereitung mit seinem Team erarbeitete Szenario auf sechs Seiten seines Übungshandbuchs überschrieben. Beißender grauer Übungsqualm drang aus dem steilen Waldhang zwischen Würm, Landesstraße und dem Tiefenbronner Ortsrand. Vom üblichen Westwind angefacht, waren Wohnhäuser ab dem Bereich Mörikestraße bedroht, ein Szenario, wie es bei Waldbränden in Spanien oder Kalifornien im Fernsehen zu sehen ist.
Was nicht im Drehbuch stand
Zunächst folgten die Alarme Schlag auf Schlag für die Wehren Tiefenbronn, Mühlhausen und Lehningen, die Anforderung der Führungsgruppe Neuhausen samt des Steinegger LF 16 zur Löschwasser-Entnahme über 560 Meter Schlauchleitung und 80 Meter Höhenunterschied aus der Würm. Dann aber wurden die zahlreichen Zuschauer am Waldrand nach dem Zusatzalarm „Vermisste Schulklasse im brennenden Hang“ Zeugen von Vorgängen, die nicht im Drehbuch standen. So bei der Bergung der unter schwerem Atemschutz in dunklem Unterholz aufgespürten Jugendlichen mit realistisch auf Schock, Brüchen und Brandwunden geschminkten Jugendfeuerwehrleuten. So wurden Atemschutzausrüstung – fast einen halben Zentner schwer – und Anstrengungen für einen der Floriansjünger am bis zu 30 Prozent steilen Felshang zu viel: Über Funk musste ein vierter Mann angefordert werden. Manöver-Beobachter Thomas Ackermann, stellvertretender Sachgebietsleiter im Katastrophenschutzamt des Enzkreises und Vertreter des zur Feuerwehrführungskräfte-Tagung nach Reutlingen abkommandierten Kreisbrandmeisters Bernd Straile, sagte: „Körperliche Überanstrengung kommt auch bei bestem Training vor!“
Ein wichtiges Übungsziel war auch die erstmals erprobte Evakuierung der Bewohner eines ganzen Straßenzugs. Bis zu 60 Anwohner hatte Hauptamtsleiterin Gabi Geikowski auf ihrer EDV-Liste des Einwohnermeldeamts. Durch Lautsprecherdurchsagen aus dem Polizeifahrzeug wurden sie zum Verlassen der vom Feuer am Waldtrauf bedrohten Wohnungen und zur Registrierung an der zunächst eingerichteten einzigen Meldestelle aufgefordert. Es zeigte sich aber rasch: Das Befragen und handschriftliche Ausfüllen der Begleitkarten mit zweifachem Durchschlag („Name?, Geburtsdatum? Nationalität?“ Ja sogar „Religion?“ und „Weiterleitung nach“) samt Abgleich mit der Meldeliste ist so zeitraubend, dass die DRK-Einsatzkräfte aus dem Enzkreis das einzig Richtige taten: Sie richteten eine zweite Sammelstelle ein.
Und weil nur etwa 10 Familien statt der 60 amtlich an der Mörikestraße polizeilich gemeldeten im Vorfeld ihre schriftliche Rückmeldung („Lassen Sie sich dieses Spektakel, trotz des ernsten Hintergrunds, nicht entgehen, nur so motivieren Sie die zahlreichen Helfer, die zum Schutz ihres Eigentums aufgeboten werden“) an Gabi Geikowski abgegeben hatten, waren Feuerwehrfamilien aus den anderen Ortsteilen hinzu gebeten worden.
Eindrucksvoll wie der gesamte Übungsverlauf vor Ort fiel die Bilanz aus. Einsatzleiter Michael Schoch und Führungsgrupen-Chef Markus Weiss waren sich einig: „Ohne die Ausstattung auch aller Ortsteil-Feuerwehren mit ehrenamtlichen Rettern wie dem erforderlichen Gerät wäre aus dem ,Heißen Herbst‘ im Ernstfall eine Katastrophe geworden.“
(Quelle: Pforzheimer Zeitung 16.10.2006)

 

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